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Aus der Gemeindegeschichte der Evangelischen Kirchengemeinde Niederweidbach

Abgedruckt in: Miteinander. Gemeindebrief der Evangelischen Kirchengemeinde Niederweidbach, Nr. 54, Mai-September 2009, 21-26.

754 (vor 1255 Jahren): Der Missionar Bonifatius wurde ermordet. Durch ihn kam das Evangelium in unsere Region.

1104 (vor 905 Jahren): Das Gleiberger Gebiet wurde unter zwei aus dem Luxemburger Haus stammende Grafen aufgeteilt. Das östliche Gebiet um die Stammburg Gleiberg erhielt Graf Hermann, die westliche Hälfte Graf Dietrich. Ende des 12. Jahrhunderts waren die einheimischen Zweige der Grafen von Gleiberg dann ausgestorben. Ihr Erbe ging durch drei Töchter an die Pfalzgrafen von Tübingen, die Herren von Merenberg und die Herren von Solms über. So kamen die Solmser Grafen in die Region.

1129 (vor 880 Jahren): Die Herrscherfamilie Solms wird erstmals erwähnt, es war Marquard I. von Solms. Seit 1212 führen die Solmser den Grafentitel.

1294 (vor 715 Jahren): In Altenkirchen ist erstmals eine Kirche belegt. Sie dürfte noch früher dort gebaut worden sein und eine der ersten Kirchen in der Region gewesen sein.

1304 (vor 705 Jahren): Rossbach wird erstmals erwähnt. In einer Urkunde, die den Hülshof betrifft, wird ein„Heinrich de Rosbach„ erwähnt. Vor fünf Jahren haben wir die 700-jährige Ersterwähnung Rossbachs im Hagelsschlagsgottesdienst gefeiert.

1339 (vor 670 Jahren): Ein Graf von Solms kauft eine Person aus Oberweidbach.

1539 (vor 470 Jahren): Die Ziegenhainer Zuchtordnung wurde eingeführt und damit die Konfirmation begründet, die es vorher nicht gab.

1544 (vor 465 Jahren): Graf Philipp von Solms starb, dessen Portrait auf der Donatorentafel des Marienaltars zu sehen ist. Philipp von Solms hatte in Mainz, Heidelberg und Erfurt studiert. Er war ein geschickter Politiker und war an der Politik seiner Zeit beteiligt. Unter Kaiser Maximilian und Kaiser Karl V. erhielt er den Rang eines kaiserlichen Rates. Graf Philipp übernahm Ämter beim sächsischen Kurfürsten Friedrich dem Weisen. Nach Friedrichs Tod war er beim Landgrafen von Hessen tätig. Er förderte die Künste und die Architektur. Unter seiner Regierung kam es zu einer Blüte der Residenzstadt Lich. Er hat vermutlich den Ausbau der Burg Hohensolms zu einem Wohnschloss veranlasst. Im Streit um die Reformation blieb er aus politischen Gründen auf kaiserlich-katholischer Seite, auf dem Sterbebett soll er sich zur Reformation bekannt und das Abendmahl in beiderlei Gestalt genommen haben. Er wurde beim Reichstag in Augsburg 1518 von Albrecht Dürer gezeichnet und 1520 von Lukas Cranach gemalt.

1624 (vor 385 Jahren): Pfarrer Abraham Schlesinger kommt nach Niederweidbach. Er war während des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) in Niederweidbach und er erscheint im Kriegsschadensverzeichnis der Gemeinde Niederweidbach von 1640.

1654 (vor 355 Jahren): Das erste noch erhaltene Kirchenbuch der Evangelischen Kirchengemeinde Niederweidbach wird begonnen.

1694 (vor 315 Jahren): Pfarrstellenwechsel: Johannes Georgius Manger verlässt Niederweidbach. Er ging nach Waldgirmes und starb dort am 22. Juli 1713. An seine Stelle tritt in Niederweidbach 1694 Johann Philipp Hüffel.

1714 (vor 295 Jahren): Pfarrstellenwechsel: Johann Georg Herrmann kommt nach Niederweidbach. Er kam aus Lixfeld.

1734 (vor 275 Jahren): Pfarrstellenwechsel: Johann Caspar Hüffel verlässt Niederweidbach.

1744 (vor 265 Jahren): Pfarrstellenwechsel: Johann Conrad Rühfel verlässt Niederweidbach. Er hat nach eigenen Angaben während seiner Jahre in Niederweidbach (1735-1744) 234 Kinder getauft, 214 Jugendliche konfirmiert, 38 Paare getraut und 222 Gemeindeglieder beerdigt. An seine Stelle tritt Johann Heinrich Schäfer.

1749 (vor 260 Jahren): Die Gemeinde Oberweidbach beauftragt den Steindecker Johannes Michel, die vordere Seite des Kirchendaches zu erneuern. Der Steindecker erhielt die Kost und 17 Gulden bar.

1759 (vor 250 Jahren): Während des Siebenjährigen Krieges (1756-1763) waren wiederholt französische und alliierte Heere in Niederweidbach. Erstmals 1759, dann aber auch besonders 1760, 1762 und 1763.

1764 (vor 245 Jahren): Die Pfarrscheune wird gebaut.

1789/1794 (vor 220/215 Jahren): Pfarrer Heinrich Christian Peter Köhler bekommt einen Pfarrgehilfen, Franz August Friedrich Wilhelm Fauerbach. Fünf Jahre später (1794) starb Köhler und Fauerbach wurde Pfarrer in Niederweidbach.

1829 (vor 180 Jahren): Das Pfarrhaus wird gebaut. Es wurde von den Zimmerleuten Adam Weigel aus Oberhörlen und Johann Jost Lenz aus Offenbach errichtet. Es gehört zu einer „moderneren„, rationalistischen Architekturströmung, das erkennt man am zweifach verriegelten, konstruktiven Fachwerk, der flachen Dachneigung über dem Kniestock und der regelmäßigen Fensterreihung. 1828 entstand der erste Konventikel im Hinterland, in Bromskirchen. Daraus entwickelte sich die Gemeinschaftsbewegung.

1834 (vor 175 Jahren): Pfarrstellenwechsel: Auf Peter Georg Bornagius folge Georg Karl Wilhelm Korndöfer. Korndöfer stammte aus Weisenhausen. Später wurde er Pfarrer und Dekan in Gladenbach.

1864/1869 (vor 145/140 Jahren): Pfarrstellenwechsel: Auf Jakob Müller folgte Franz Stammler, Vikar wie Müller. Im gleichen Jahr wechselte erneut die Pfarrperson: Richard Schuster kam und blieb fünf Jahre im Dorf. Während seiner Amtszeit bis 1869 fanden zwei Missionsfeste in Niederweidbach statt. Ihm war die Mission ein großes Anliegen, er wechselte in den Dienst der Süddeutschen Konferenz für Innere Mission.

1874 (vor 135 Jahren): Die Kirche in Oberweidbach wurde für baufällig erklärt und nicht mehr für Gottesdienste benutzt. Im Schulhaus Oberweidbach fanden dann die Gottesdiensten in einem Betsaal statt.

1894 (vor 115 Jahren): Pfarrstellenwechsel: Auf Albert Adolph Friedrich Wilhelm Schenck folgte Hans Fischer. - Im Jahr 1894 wurde ein neues Gesangbuch eingeführt und - mit der Innenrenovierung der Marienkirche durch die Firma Staphani aus Wetzlar begonnen. Die Wände, die bis dahin weiß waren, wurden braun gestrichen, wie die Holzteile innen auch. Die Wände erhielten eine Quadrataufteilung, die mit bunten Rankenornamentleisten eingerahmt wurde. Die Gurtbögen und Rippen des Kreuzgewölbes erhielten Goldleisten und bunte Farbbänder. Das Kleinsteinpflaster des Chorraumes und des Mittelgangs wurde durch einen Tonfliesenbelag ersetzt. Eine neue Orgel wurde eingebaut. 1895 war die Innenrenovierung beendet.
1899 (vor 110 Jahren): Die erste Gemeindeschwester kommt nach Niederweidbach.

1909 (vor 100 Jahren): Die erste Heizung wird in die Kirche eingebaut, ein gusseiserner Ofen.

1914 (vor 95 Jahren): Pfarrstellenwechsel: Pfarrer Wilhelm Friedrich Rehberg kommt auf die Pfarrstelle. - Die ersten einrückenden Reservisten werden 1914 mit einem Abendmahlsgottesdienst in den Ersten Weltkrieg verabschiedet. - 1914 bekam die Marienkirche zwei neue Glocken.

1919 (vor 90 Jahren): Die Kirche in Oberweidbach wurde 1919/1920 innen und außen renoviert und das Kriegerdenkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges an der Kirche errichtet. Die politische Gemeinde trug die Kosten für die Renovierung, die kirchliche Obrigkeit sagte zu, dass jeden Sonntag Gottesdienst abgehalten würde.

1934 (vor 75 Jahren): Die evangelische Jugend sollte in die Hitlerjugend eingegliedert werden, Pfarrer Ludolph und die Kirchengemeinde gliederten sie trotz mehrfacher Aufforderung nicht ein.
1939 (vor 70 Jahren): Am 5. Juni 1939 fand eine Pfarrkonferenz der Amtsbrüder der Dekanate Biedenkopf und Gladenbach im Zusammenhang mit dem kirchlichen Einigungswerk statt. Dabei sprach Ludolf über das Thema: „Die Liebe als das vornehmste Gebot„. Die Kirchengemeinde Niederweidbach zahlte 1939 monatlich einen Beitrag von 4 RM an den Landesbruderrat der Bekennenden Kirche.

1949 (vor 60 Jahren): Am Pfarrhaus wird der kleine Vorbau hin zur Straßenseite errichtet. Im gleichen Jahr war Kirchenvorstandswahl.

1954 (vor 55 Jahren): Bei der Renovierung der Marienkirche von 1953-1955 kam 1954 ein elektrisches Uhrwerk in die Kirche. - Die Kirchengemeinde hatte 1061 Mitglieder, 575 in Niederweidbach, 228 in Oberweidbach, 258 in Rossbach. - Die Telefonnummer der Kirchengemeinde war 167. - Der Gottesdienst in Niederweidbach war sonntäglich, in Oberweidbach sonntäglich, in Rossbach einmal monatlich.

1964 (vor 45 Jahren): Seit Herbst 1963 gehen die Rossbacher Kinder nach Niederweidbach in die Schule, das Schulhaus in Rossbach wurde nicht mehr genutzt. Seit 1964 gab es in der Kirchengemeinde Überlegungen für den Bau einer Kirche in Rossbach. - Im Pfarrhaus wurde 1963/1964 die Kellerdecke, eine Balkendecke, erneuert.

1969 (vor 40 Jahren): Hartmut Koch wird Kirchenchorleiter. Im gleichen Jahr wurde in Rossbach das alte Schulhaus abgerissen, an dessen Stelle dann 1970/1971 die heutige Kirche entstand.

1974 (vor 35 Jahren): Die Kirche in Rossbach bekommt ein Harmonium, das Pfarrhaus eine neue Heizkesselanlage.

1979 (vor 30 Jahren): Kirchenvorstandswahl.

1984 (vor 25 Jahren): Elisabeth Brück wird Küsterin in Oberweidbach.

1989 (vor 20 Jahren): Hilde Pfeiffer beendet ihren Dienst als Hausmeisterin des Gemeindehauses.

1994 (vor 15 Jahren): Der erste Seegottesdienst findet statt. – Silke Conrad wird als Organistin angestellt. – Am Reformationstag wird der evangelische Gottesdienst aus der Marienkirche im HR-Hörfunk übertragen.

1999 (vor 10 Jahren): Es findet ein Gottesdienst mit Kirchenpräsident Peter Steinacker in Niederweidbach statt.

Frank Rudolph