StartseitePublikationen GeschichteGedanken als InputKirchenbauKindergartengeschichtePakete als FriedensbrückeGutes BenehmenFotokunstKontakt-Einmachglas

Gedanken als Input:

Erinnert euch

Unerhörte Gebete

Evangelische Spiritualität

Von guten Mächten

Du bist ein Vorbild

Das 1. Gebot

Wer, wo, wie ist Gott?

Das 2. Gebot

Der Glaube und der Unglaube

Mit Kindern über den Tod reden

Der Mond ist aufgegangen

Wie kann Gott das zulassen?

Hat Gott Humor?

Das Vaterunser

Das 1. Gebot

Das 2. Gebot

Das 3. Gebot

Suchet der Stadt Bestes

Familie - Entdecke die Möglichkeiten

Du dummer Esel

Wir haben kein bleibendes Dorf

Es hagelt in der Welt. Bewahre die Schöpfung.

Küsst euch

Jenseits von Eden

Jesus der Trommler

Allgemein:

Startseite


Das 1. Gebot

Abgedruckt in: Miteinander. Gemeindebrief der Evangelischen Kirchengemeinde Niederweidbach, Nr. 45, März bis Mai 2006, 5-7.


„Ich bin Jahwe, dein Gott, der dich aus Ägypten geführt hat, aus dem Sklavenhaus. Du sollst neben mir keine anderen Götter haben.“ Dies ist das erste Gebot, wie es im 5. Buch Mose 5,6-21 und im 2. Buch Mose (Exodus) 20,1-17 steht. Wir finden es auch im Gesangbuch unter der Nummer 796, 797 und 806.1. Zehn Gebote hat Gott seinem Volk gegeben. Sie sind zusammen mit dem doppelten Liebesgebot von Jesus und der Bergpredigt Grundtexte für die christliche Ethik aller Zeiten. Es sind Gebote, die uns Christen und Christinnen Orientierung geben, Wege und Grenzen aufzeigen. Texte, die uns lehren, was richtig und falsch ist.

Die Zehn Gebote sind Worte des Lebens, Sätze der Freiheit und Regeln der Weisheit. Der Mensch braucht Gebote. Gebote regeln das Zusammenleben und den Strassenverkehr. Zehn Gebote sind es, wohl weil der Mensch normalerweise zehn Finger hat. Man kann sie lernen und mit den Fingern abzählen. Möglicherweise wurden die Zehn Gebote zur alttestamentlichen Zeit im Gottesdienst verlesen als Zusammenfassung des Willens Gottes.

Zehn Gebote als Worte für das Leben. Vieles wird durch die Zehn Gebote geregelt, aber nicht alles. Manches ist ausdrücklich gesagt, anderes nur angedeutet. Es fehlen z.B. Gebote über den Gottesdienst und die Gottesbeziehung, Gebote über die Wirtschaft, über Staat und Obrigkeit, über Außenpolitik und Krieg und über das Verhalten gegenüber Randgruppen, Unterprivilegierten, Witwen, Waisen, Fremden und Armen. Im Alten Testament lesen wir viel zu diesen Themen, aber nicht in den 10 Geboten. Wenn man die Wirkungsgeschichte des Dekalogs bis heute betrachtet, hat sich das Fehlen dieser Aspekte mehr als einmal bemerkbar gemacht. Auch heute kann man dieses Fehlen bedauern, denn oft werden die Zehn Gebote auf der Suche nach gesellschaftlichen Grundwerten herangezogen. Gottes Gebote sind damals wie heute wichtig für die menschliche Rechtsordnung als Riegel gegenüber einer bösen Tat. Sie sind wichtig um aufzudecken, als Spiegel für die Selbsterkenntnis. Sie sind wichtig als Regel, nach denen man leben soll, die den Glaubenden beflügelt, ermuntert und Orientierung gibt.

Das erste Gebot ist die Selbstvorstellung von Gott. Gott stellt sich vor. Er sagt, dass er der Befreier des Gottesvolkes ist. Das ist wichtig: Die Zehn Gebote gehen nicht mit einem Befehl los, sondern mit einer Beziehung. Gott sagt, dass er eine Beziehung zu jedem Menschen hat.

Erst nach diesem Zuspruch geht es um die anderen Götter. Gott verbietet andere Götter. Gott will ausschließlich der Gott eines Menschen sein. Gott weiß, dass es andere Götter gibt und er spricht die anderen Götter an, aber er verbietet, sie zu verehren, ihnen Opfer zu bringen und zu ihnen zu beten. Gott ist ein eifernder, ein eifersüchtiger Gott, der meine ungeteilte Aufmerksamkeit fordert.

Die anderen Götter, das waren in der damaligen Welt Götter, die als Menschen oder Tiere dargestellt wurden. Ein Gott ist das, wofür man alles tun würde. Das Herz des Menschen ist eine Götzenfabrik, eine Art Götzenbrauerei. Aus einem Sud und Gebrodel von Wünschen, Zuneigungen und Ängsten werden immer neue Götter phantasiert. Sie nehmen den Menschen in Anspruch. Sie beschäftigen seine Gedanken. Sie beherrschen seine Gefühle. Sie bestimmen seine Handlungen. Die selbst gebastelten Herrgötter beherrschen den Menschen wie fixe Ideen. Martin Luther sagt im Großen Katechismus: „Worauf du dein Herz hängest und verlässest, da ist eigentlich dein Gott“. Schnell fallen die üblichen Dinge ein, die als Götter verehrt werden: Aberglauben, Geld, Macht, Selbstverwirklichung, Gesundheit, Schönheit, Sexualität. Jeder muss selbst nachdenken, was sein Gott ist, der ihn in Versuchung führt.

Götter ziehen in die Sklaverei, Gott ist der, der frei macht. Gott sagt im ersten Gebot, dass er aus der Sklaverei herausgeführt hat, er führt uns aus mancherlei Sklaverei heraus. Die Zehn Gebote stammen von Gott dem Befreier. Gott hat sein Helfen und Befreien schon bewiesen. Gott hat zuerst gehandelt: Er hat Mose nach Ägypten geschickt. Er hat das Volk aus Ägypten herausgeholt. Vor dem Auszug hat Israel zum ersten Mal das Passamahl gefeiert. Er hat das Volk durch das Schilfmeer geführt und vor den verfolgenden Ägyptern gerettet. Er hat das Volk durch die Wüste geführt und ihm Manna und Wasser und Leben geschenkt. Und dann ist das Volk – durch Mose geführt – an den Sinai gekommen. Und das Volk hat die Gebote erhalten.

So, wie Gott zum Volk Israel gesprochen hat, spricht er zu uns. Ich habe dich erschaffen. Ich habe dich ins Leben gerufen. Ich habe dich bis heute geführt und begleitet, manchmal auch durch Wüsten. Und daher sage ich dir: nicht du selbst, auch nicht was andere von dir fordern oder das Schicksal oder fremde Mächte sind das wichtigste, sondern ich, ich bin der Herr dein Gott, erkenne mich als den an, der ich bin.

Gott hat sich schon gezeigt. Er sich als gut erwiesen. Er hat Leben geschenkt. Und gibt nun eine Richtschnur für das Leben. Gott hat die Freiheit geschenkt, nun sagt er Sätze, um frei zu sein, frei zu sein von Götzen und Herrgöttern, die den Menschen beherrschen. Das erste Gebot ruft uns zu dem Gott, dem wir das Leben verdanken
und der zu uns spricht.

„Ich bin der Herr dein Gott“, sagt Gott. Und so spricht Jesus als Gott. Er sagt: “Ich bin das Brot, das Leben schenkt“ (Johannes 6,35). „Ich bin das Licht für die Welt. Wer mir folgt, tappt nicht mehr im Dunkeln, sondern hat das Licht und mit ihm das Leben“ (Johannes 8,12). „Ich bin der gute Hirt. Ein guter Hirt ist bereit, für seine Schafe zu sterben“ (Johannes 10,11). „Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer mich annimmt, wird leben, auch wenn er stirbt“ (Johannes 11,25). „Ich bin der Weg, denn ich bin die Wahrheit und das Leben. Einen anderen Weg zum Vater gibt es nicht“ (Johannes 14,6). „Ich bin der Weinstock, und ihr seid die Reben. Wer mit mir verbunden bleibt, so wie ich mit ihm, bringt reiche Frucht. Denn ohne mich könnt ihr nichts ausrichten“ (Johannes 15,5).

Frank Rudolph