Ich habe mich zweimal mit diesem Thema beschäftigt,
2001 für eine Predigt und 2015 für eine Veröffentlichung.
Hier kommen beide Fassungen.
Betrachten Sie das bitte humorvoll:
2015 (Veröffentlicht in: Der Bote. Zeitschrift der Evangelisch-lutherischen Kirche in Rußland 2/2015, 26-28. )
Einleitung
Hat Gott Humor? Was ist ihre Antwort?
Ich habe die Frage mehreren Personen gestellt.
Die einen wussten es nicht, die anderen zögerten, die dritten haben gleich „Ja“ gesagt.
- Humor ist, wenn man trotzdem lacht.
- Bei Menschen ist der Humor wichtig.
- In Liebesbriefen tut Humor gut.
- Menschen mit Humor haben eine gute Ausstrahlung.
- Männer mit Humor finden leichter eine Frau, so heißt es.
- Freunde haben den gleichen Humor.
- Mit Humor kann man unangenehme Situationen meistern.
- In der Kunst und in der Kultur haben Werke mal mehr und mal weniger Humor.
- Der Dichter Matthias Claudius hatte viel davon.
- Humor zeichnet einen Gentleman, aber auch eine Lady aus.
- Humor gehört zur emotionalen Intelligenz.
- In Nachrufen wird manchmal über den Humor eines Verstorbenen gesprochen.
- Es heißt, dass Menschen blühen, wenn fünf Faktoren vorhanden sind: Liebe, Dankbarkeit, Neugier, Optimismus, Tatendrang – und Humor.
- Humor ist häufig Lächeln, nicht Lachen. Beim Lachen weiß man oft nicht genau, was der Hintergrund ist. Ist es Auslachen, Schadenfreude, Anlachen oder Heiterkeit? Ein Lächeln ist oft schöner, nicht nur auf Portraitfotos.
- Anselm Grün beschreibt uns die Engel der Heiterkeit, des Lächelns und des Humors. Diese Engel sind inspirierende Begleiter für unsere alltäglichen Wege und lebensgestaltende Kräfte, so sagt er.
- Alles hat seine Zeit. Es gibt eine Zeit zum Weinen und eine Zeit zum Lachen.
Aber hat Gott selbst Humor?
Lacht oder lächelt er? Hat er Sinn für Humor?
Das ist keine unwichtige Frage. Denn es ist eine Frage, wie wir uns Gott vorstellen. Für viele ist Gott der Richter und Rächer, der streng ist und kleinlich wie ein Buchhalter unsere Sünden notiert.
Andere sprechen von Gott, als sei er etwas süßlich oder altmodisch.
Hat Gott Humor? Bei dieser Frage geht es darum, wie wir uns Gott vorstellen, wer er ist und wie er ist. Dabei gilt es zu bedenken: Aussagen über Gott sind nicht unproblematisch. Je nach dem, was man sagt, kann Protest kommen. Bei dem einen oder der anderen stößt die Frage, „Hat Gott Humor“ möglicherweise an eine Grenze.
Gott und der Humor
Meine Antwort ist: Ja, Gott hat Humor.
Es gibt zwar keine Bibelstelle, die das klar und deutlich aussagt, aber es gibt mehrere Indizien und Gründe dafür, dass Gott Humor hat.
Das erste Indiz dafür ist nur eine Schlussfolgerung und die geht so:
Gott hat den Menschen nach seinem Bilde geschaffen, der Mensch hat Humor, also hat Gott auch Humor.
Das ist – wie gesagt – nur eine Schlussfolgerung und deshalb noch nicht ganz überzeugend, aber es ist ein erstes Indiz.
Ein zweites Indiz: Gott hat Gefühle, er freut sich, das ist in der Bibel belegt.
Wenn Gott sich freut, warum sollte er dann nicht auch Humor haben?
Freude, Lachen und Humor sind oft das gleiche. Lacht Gott?
Es gibt in den Psalmen die Aussage, dass Gott lacht. Etwa in Psalm 37: Und Gott lachte über seine Feinde.
Humor und Lachen hat immer etwas mit Menschen zu tun.
Man lacht über die Schwäche und Kleinheit, die Kleinlichkeit, die Anmaßung und Dummheit der Menschen.
Gott lacht über die, die ihn bekämpfen, so steht es mehrfach in den Psalmen.
Außerdem gibt es mehrere Erzählungen, an denen man Gottes Humor erkennen kann.
Ich denke besonders an Bileam, Hiob und Jona.
In der Erzählung von Bileam kann ein Esel sprechen.
Das ist ungewöhnlich und lustig. Der Esel sieht mehr.
Ein Esel belehrt einen Propheten, das ist besonders.
Auch in der Erzählung von Hiob kommt Humor vor, Humor im Sinne von „trotzdem“.
Sehr deutlich sieht man aber Gottes Humor bei Jona.
Jona bekommt von Gott den Auftrag, der Stadt Ninive das Gericht Gottes anzukündigen.
Aber Jona läuft weg, er läuft in die andere Richtung.
Er will mit einem Schiff nach Spanien fliehen, er will vor Gott fliehen.
Das gelingt nicht, denn das Schiff kommt in einen Sturm, die Seeleute werfen Jona über Bord, ein Wal verschluckt ihn und der Wal spuckt ihn ans Land.
Das hat Gott nicht nur gut gemacht, das ist lustig.
Und auch das Ende der Erzählung ist voller Humor. Es geht um einen Strauch und einen Wurm:
Jona 4:
"5 Jona verließ die Stadt in Richtung Osten. In einiger Entfernung hielt er an und machte sich ein Laubdach. Er setzte sich darunter in den Schatten, um zu sehen, was mit der Stadt geschehen würde. 6 Da ließ Gott, der HERR, eine Rizinusstaude über Jona emporwachsen, die sollte ihm Schatten geben und seinen Ärger vertreiben. Jona freute sich riesig über diese wunderbare Staude.
7 Aber früh am nächsten Morgen schickte Gott einen Wurm. Der nagte den Rizinus an, so daß er verdorrte. 8 Als dann die Sonne aufging, ließ Gott einen heißen Ostwind kommen. Die Sonne brannte Jona auf den Kopf, und ihm wurde ganz elend. Er wünschte sich den Tod und sagte: »Sterben will ich, das ist besser als weiterleben!« 9 Aber Gott fragte ihn: »Hast du ein Recht dazu, wegen dieser Pflanze so zornig zu sein?« »Doch«, sagte Jona, »mit vollem Recht bin ich zornig und wünsche mir den Tod!« 10 Da sagte der HERR: »Schau her, du hast diese Staude nicht großgezogen, du hast sie nicht gehegt und gepflegt; sie ist in der einen Nacht gewachsen und in der andern abgestorben. Trotzdem tut sie dir leid. 11 Und mir sollte nicht diese große Stadt Ninive* leid tun, in der mehr als hundertzwanzigtausend Menschen leben, die rechts und links nicht unterscheiden können, und dazu noch das viele Vieh?«"
Gott hat in dieser Geschichte einen gütigen Humor.
Der Rizinus ist für den Wurm eine leckere Mahlzeit.
In dieser Geschichte wendet sich Gottes Humor gegen alle humorlose Engstirnigkeit.
Jesus und Humor
Und wie ist das mit Jesus? Hat Jesus gelacht? Lächelt er?
Es wird erzählt, dass Jesus geweint hat, aber nicht, dass er gelacht hat.
Hatte er nur Weinen und Mitleid als menschliche Regung? Wohl nicht. Man muss bedenken:
Die vier Evangelien mit den Erzählungen von Jesus sind keine Biographien in unserem heutigen Sinn. Die Evangelien haben eine Absicht.
Sie wollen Jesus als den darstellen, der die Gottesbotschaft bringt und durch sein eigenes Leben lebt. Da wird nicht alles gesagt, was geschehen ist.
Dennoch kann man wohl davon ausgehen, dass Jesus lächelte und lachte.
Jesus war wahrer Mensch und wahrer Gott – so glauben wir es als Christen.
Bei ihm haben sich Ernst und Freude, Schmerz und Lächeln nicht ausgeschlossen. Er hat den Menschen die frohe Botschaft Gottes erzählt. Diese Botschaft ist froh und oft fröhlich!
Er hat sich gefreut, er hat mit Menschen gegessen und getrunken, er war auf Hochzeiten. Er hat die Kinder in die Arme genommen und sich gefreut.
Er hat die Menschen voll Liebe angesehen und wer jemanden voll Liebe anschaut, der schaut nicht ernst.
Jesus hatte seine Freude an dem Blühen der Lilien auf den Feldern.
Und Jesus hat seinen Leuten eine Verheißung gegeben, sie steht in der Bergpredigt: „Selig seid ihr, die ihr jetzt weint, denn ihr sollt lachen.“
Die Christen und Humor
„Selig seid ihr, die ihr jetzt weint, denn ihr sollt lachen.“ Und wie ist das mit den Christen und den Christinnen: Dürfen wir lächeln und lachen – oder ist das verboten?
Es gibt und gab immer wieder Leute, die sagen, dass Christen und Christinnen nicht lachen dürfen.
Ein großer Lehrer der Kirche – Johannes Chrysostomos – hat vor langer Zeit angeblich eine Predigt gehalten und die Meinung vertreten, Christen dürften nicht lachen. Der Anekdote nach haben die Leute ihm zugerufen, dass sie Tränen bei ihm sehen wollen.
Christen und Christinnen haben viel zu lachen.
Sie kennen Gott als ihren Schöpfer, er tröstet sie und er ist ihr Grund.
Er hört Gebet.
Christen erleben Schweres, aber auch bei den Christen und Christinnen schließen sich – wie bei Jesus – Ernst und Freude, Schmerz und Lachen nicht aus.
Und Christen haben die Verheißung von Jesus persönlich: Auch wenn ihr jetzt weint, in Gottes Reich werdet ihr lachen.
Auf dieser Grundlage fallen das Lächeln und das Lachen leicht.
„Humor ist, wenn man trotzdem lacht“, das ist so etwas wie die Definition von Humor und dieses „Trotzdem-Lachen“ kennen Christinnen und Christen.
Lachen als Ausdruck von Hoffnung und christlichem Selbstbewusstsein.
In diesem Sinn lacht dann wohl auch Gott, der beim Tod seines Sohnes Schweres erlitten hat.
In diesem Sinne lachen Christen und Christinnen. Sie können lachen, weil sie Gottes Geist, Gottes Liebe und Gottes Freude in ihrem Herz haben.
Ihr Lachen ist das vorweggenommene Lachen der Christen und Christinnen in Gottes neuem Reich.
Das Lachen der Christen und Christinnen zeigt, dass Gottes neues Reich schon begonnen hat.
In Gottes neuem Reich, da werden wir lachen, weil wir Gottes Sieg über alles Schlimme nicht nur glauben und verkündigen, sondern direkt vor Augen sehen.
In Gottes neuem Reich lachen wir, weil wir sehen dass Gott allem Bedrückenden tatsächlich überlegen ist.
Wir dürfen jetzt schon lachen, jubeln und rühmen, weil Gott der Sieger ist.
Gott hat wohl Humor und wirkt durch ihn
Ja, ich meine, Gott hat Humor.
Eine kleine Unsicherheit jedoch bleibt.
Humor ist sehr vielfältig, nicht jede Art von Humor kommt wohl für Gott in Frage.
In seiner Freiheit, in seiner Andersartigkeit ist Humor eine kleine von vielen Weisen, wie er wirken kann.
Humor als eine Art seiner vielfältigen und überraschenden Handlungsmöglichkeiten. Aber auch wenn er keinen Humor haben sollte, so schickt er uns als seinen Geschöpfen und geliebten Menschen die Engel der Heiterkeit, des Humors und des Lächelns, damit unser Leben reicher und leichter wird.
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2001 als Predigt
Einleitung
Hat Gott Humor? Was ist ihre Antwort? Ich habe die Frage in den letzten Tagen mehreren Personen gestellt. Die einen wussten es nicht, die anderen zögerten, die dritten haben gleich Ja gesagt.
Hat Gott Humor? Das ist keine unwichtige Frage. Denn es ist eine Frage, wie wir uns Gott vorstellen. Für viele ist Gott der Richter und Rächer, der streng ist und kleinlich wie ein Buchhalter unsere Sünden notiert. Andere sprechen von Gott, als sei er etwas süßlich oder altmodisch. Hat Gott Humor? Bei dieser Frage geht es darum, wie wir uns Gott vorstellen, wer er ist und wie er ist.
Und: Aussagen über Gott sind nicht unproblematisch. Je nach dem, was man sagt, kann Protest kommen. Wenn wir z.B. sagen, Gott ist wie ein Vater – dann beschweren sich einmal die Kinder, die von ihren Vätern vernachlässigt werden, und es beschweren sich die Frauen, die sagen, Gott ist kein Mann, Gott ist eine Frau. Aussagen über Gott sind heikel. Vielleicht stößt auch die Frage, „Hat Gott Humor“, bei ihnen an eine Grenze.
Gott und der Humor
Meine Antwort ist: Ja, er hat Humor. Es gibt zwar keine Bibelstelle so nach dem Motto: „Und Gott sprach: Ich bin ein humorvoller Gott“, aber es gibt mehrere Gründe dafür, dass Gott Humor hat.
1. Das erste Indiz dafür ist nur eine Schlussfolgerung und die geht so: Gott hat den Menschen nach seinem Bilde geschaffen, der Mensch hat Humor, also hat Gott auch Humor. Das ist nur eine Schlussfolgerung und deshalb noch nicht hundertprozentig überzeugend, aber das ist ein erstes Indiz.
2. Ein zweites Indiz: Gott hat Gefühle, er freut sich, das ist in der Bibel belegt. Wenn Gott sich freut, warum sollte er dann nicht auch Humor haben? Freude, Lachen und Humor sind oft das gleiche. Lacht Gott? Es gibt in den Psalmen die Aussage, dass Gott lacht. Etwa in Psalm 37: Und Gott lachte über seine Feinde. Humor und Lachen hat immer etwas mit Menschen zu tun. Man lacht über die Schwäche und Kleinheit, die Kleinlichkeit, die Anmaßung und Dummheit der Menschen. Gott lacht über die, die ihn bekämpfen, so steht es mehrmals in den Psalmen.
3. Gott hat Humor, so denke ich. Seinen Humor kann man an mehreren Geschichten in der Bibel erkennen. Da gibt es eine Geschichte, wo einer mit seinem Esel spricht – das ist die Bileamgeschichte. Das Gespräch zwischen Bileam und seinem Esel wegen eines Engels hat einiges von Humor. Auch in der Geschichte mit Hiob kommt Humor vor.
Ganz besonders sieht man aber Gottes Humor im Jonabuch im Alten Testament. Jona, das ist der, der von Gott den Auftrag bekommt, der Stadt Ninive das Gericht Gottes anzukündigen. Aber er läuft vor Gott weg, er läuft in die andere Richtung. Er will mit einem Schiff nach Spanien fliehen, er will vor Gott fliehen.
-> Schiff – Sturm – Seeleute - Wal – Ninive – Verkündigung – Umkehr
Und dann das Ende der Geschichte:
Jona 4,5 Jona verließ die Stadt in Richtung Osten. In einiger Entfernung hielt er an und machte sich ein Laubdach. Er setzte sich darunter in den Schatten, um zu sehen, was mit der Stadt geschehen würde. 6 Da ließ Gott, der HERR, eine Rizinusstaude über Jona emporwachsen, die sollte ihm Schatten geben und seinen Ärger vertreiben. Jona freute sich riesig über diese wunderbare Staude.
7 Aber früh am nächsten Morgen schickte Gott einen Wurm. Der nagte den Rizinus an, so daß er verdorrte. 8 Als dann die Sonne aufging, ließ Gott einen heißen Ostwind kommen. Die Sonne brannte Jona auf den Kopf, und ihm wurde ganz elend. Er wünschte sich den Tod und sagte: »Sterben will ich, das ist besser als weiterleben!« 9 Aber Gott fragte ihn: »Hast du ein Recht dazu, wegen dieser Pflanze so zornig zu sein?« »Doch«, sagte Jona, »mit vollem Recht bin ich zornig und wünsche mir den Tod!« 10 Da sagte der HERR: »Schau her, du hast diese Staude nicht großgezogen, du hast sie nicht gehegt und gepflegt; sie ist in der einen Nacht gewachsen und in der andern abgestorben. Trotzdem tut sie dir leid. 11 Und mir sollte nicht diese große Stadt Ninive* leid tun, in der mehr als hundertzwanzigtausend Menschen leben, die rechts und links nicht unterscheiden können, und dazu noch das viele Vieh?«
An dieser Geschichte sieht man Gottes Humor, besonders am Rizinusstrauch und dem Wurm. Gott hat in dieser Geschichte einen gütigen Humor. In dieser Geschichte ist er gegen alle humorlose Engstirnigkeit.
Jesus und Humor
Und wie ist das mit Jesus? Hat Jesus gelacht? Das erstaunliche ist, dass an keiner Stelle des NT gesagt wird, dass Jesus gelacht hat. Jesus hat geweint, das wird gesagt, er hat Mitleid gehabt, aber hat er auch gelacht? Wieso erzählen das die Evangelien nicht?
Dabei muss man bedenken: Die vier Evangelien mit den Geschichten von Jesus sind keine Biographien in unserem heutigen Sinn. Die Evangelien haben eine Absicht, sie wollen Jesus als den darstellen, der die Gottesbotschaft bringt und durch sein eigenes Leben lebt. Da wird nicht alles gesagt, was gesagt werden könnte. In der Bibel wird auch nirgends erwähnt, dass Jesus Haare hatte. Aber es kommt wohl niemand auf die Idee zu behaupten, Jesus habe eine Glatze gehabt.
Dennoch kann man wohl davon ausgehen, dass Jesus gelacht hat. Jesus war wahrer Mensch und wahrer Gott – so glauben die Christen. Bei ihm haben sich Ernst und Freude, Schmerz und Lachen nicht ausgeschlossen. Er hat den Menschen die frohe Botschaft Gottes erzählt. Er hat sich gefreut, er hat mit Menschen gegessen und getrunken, er war auf Hochzeiten. Er hat die Kinder in die Arme genommen und gedrückt. Er hat die Menschen voll Liebe angesehen, einmal z.B. einen reichen Mann, der von Jesus weggeht. Wer jemanden voll Liebe anschaut, der schaut nicht ernst. Jesus hatte seine Freude an dem Blühen der Lilien auf den Feldern. Und: Jesus hat seinen Leuten eine Verheißung gegeben, sie steht in der Bergpredigt: Selig seid ihr, die ihr jetzt weint, denn ihr sollt lachen.
Die Christen und Humor
Selig seid ihr, die ihr jetzt weint, denn ihr sollt lachen. Und wie ist das mit den Christen und den Christinnen: Dürfen wir lachen – oder ist das verboten?
Es gibt und gab immer wieder Leute, die sagen, dass Christen und Christinnen nicht lachen dürfen. Ein großer Lehrer der Kirche – Johannes Chrysostomos – hat vor vielen hundert Jahren eine Predigt gehalten und gesagt: Christen dürfen nicht lachen. Da haben die Leute lachend zu ihm gerufen: Wir wollen Tränen bei dir sehen.
Christen und Christinnen haben viel zu lachen. Christen haben ein christliches Selbstbewusstsein. Sie kennen Gott als ihren Schöpfer, er tröstet sie und er ist ihr Grund. Christen erleben Schweres, aber auch bei den Christen und Christinnen schließen sich Ernst und Freude, Schmerz und Lachen nicht aus. Und Christen haben die Verheißung von Jesus persönlich: Auch wenn ihr jetzt weint, in Gottes Reich werdet ihr lachen. Auf dieser Grundlage fällt das Lachen leicht.
Zum Schluß: Humor ist, wenn man trotzdem lacht
„Humor ist, wenn man trotzdem lacht“, das ist so etwas wie die Definition von Humor. Trotzdem lachen – also auch dann lachen, wenn man Schweres erlebt. Auch dann lachen, wenn es vielleicht nicht zum Lachen ist, das ist Humor.
Gott lacht trotzdem – denn auch er hat Schweres erlitten. Das, was er erlitten hat, ist der Tod seines Sohnes am Kreuz.
Und Trotzdem lachen – trotz allem Schwerem was einem geschieht – das können auch Christen und Christinnen. Sie können lachen, weil sie Gottes Geist und Gottes Liebe und Gottes Freude in ihrem Herz haben. Ihr Lachen ist das vorweggenommene Lachen der Christen und Christinnen in Gottes neuem Reich. Das Lachen der Christen und Christinnen zeigt, dass Gottes neues Reich schon begonnen hat. In Gottes neuem Reich, da werden wir lachen, weil wir Gottes Sieg über alles Schlimme nicht nur glauben und verkündigen, sondern direkt vor Augen sehen. In Gottes neuem Reich lachen wir, weil wir sehen dass Gott allem Bedrückenden tatsächlich überlegen ist. Wir dürfen jetzt schon lachen, jubeln und rühmen, weil Gott der Sieger ist.
Als Beispiel eine ganz kleine Geschichte: Alfred Delp wurde 1945 von den Nazis hingerichtet. Auf dem Weg zum Galgen frage er den Gefängnisseelsorger, wie die Lage an der Front ist. Der wusste es nicht. Und Delp sagte: In einer halben Stunde weiß ich mehr als sie. Amen.
Frank Rudolph