StartseitePublikationenRedenKirchenbauKindergartengeschichteGutes BenehmenGottesdienstEnglischNiederweidbachBiosImpressumLinksSitemap11. Synode EKHN

Reden:

Erinnert euch

Unerhörte Gebete

Evangelische Spiritualität

Von guten Mächten

Du bist ein Vorbild

Das 1. Gebot

Wer, wo, wie ist Gott?

Das 2. Gebot

Der Glaube und der Unglaube

Mit Kindern über den Tod reden

Der Mond ist aufgegangen

Wie kann Gott das zulassen?

Hat Gott Humor?

Das Vaterunser

Das 1. Gebot

Das 2. Gebot

Das 3. Gebot

Suchet der Stadt Bestes

Familie - Entdecke die Möglichkeiten

Du dummer Esel

Wir haben kein bleibendes Dorf

Es hagelt in der Welt. Bewahre die Schöpfung.

Küsst euch

Jenseits von Eden

Jesus der Trommler

Allgemein:

Startseite

Zu Lukas 17,5-6

Abgedruckt in: Miteinander. Gemeindebrief der Evangelischen Kirchengemeinde Niederweidbach, Nr. 50, Okt.-Dez. 2007, Seite 5-7.


Lukas erzählt in seinem Evangelium einen kleinen Redegang zwischen Jesus und seinen Jüngern (Lukas 17,5-6). Die Jünger fragen Jesus: „Stärke unseren Glauben zu Gott“. Und Jesus antwortet: „Wenn eurer Glaube so groß wäre wie ein Senfkorn, dann könntet ihr zu einem Maulbeerbaum sagen, er soll sich ins Meer werfen – und er würde es tun“.

Dieser Dialog weckt viele Fragen: Damals haben sich die Jünger noch Sorgen um ihren Glauben gemacht – wer macht sich heute noch echte Sorgen um seinen Glauben? Jesus geht davon aus, dass es kleinen und großen Glauben gibt – wie misst man Glauben in welcher Maßeinheit? Hat Glaube Macht? Was bedroht Glaube?

Jeder glaubt an etwas. Der eine glaubt an die Horoskope, der andere an die Wissenschaft, der dritte an sich selbst und der vierte an Charles Darwin. Wieder einer glaubt an das Übersinnliche und mancher glaubt an Schalke 04. Und Glückssteine kann man kaufen, dann kommt das Glück – oder auch nicht. Wenn man verschiedenen Glauben anschaut, dann gibt es auch sehr unvernünftigen Glauben und es gibt massenhaft Aberglauben. Die meisten glauben immer noch an Gott.

Das Wort „glauben“ hat in der deutschen Sprache mehrere Bedeutungen. Entweder: „Ich bin mir nicht sicher.“ Oder: „Ich vermute“. Oder: „Ich bekenne mich zum christlichen Bekenntnis“. „Ich glaube an dich“ heißt: „Ich vertraue darauf, dass du es schaffst“.
In der Bibel wird „glauben“ sehr häufig durch andere Worte ausgedrückt: Jesus nachfolgen, Gott/Jesus vertrauen, sich an das Wort Gottes halten, Gott/Jesus/das Wort Gottes annehmen, Gott treu sein, Gott fürchten, Gott lieben.

Wer glaubt, glaubt an etwas, an Gott etwa. Und wer glaubt, glaubt etwas. Er hält Aussagen über Gott für wahr. Beides gehört zusammen.

Bevor ein Mensch glaubt, macht Gott den ersten Schritt. Den Glauben an Gott kann man nicht machen. Glaube ist ein Geschenk Gottes, ein Geschenk des Heiligen Geistes, aus Gnade. Der Heilige Geist bewirkt Glauben. Glaube kommt aus dem Hören. Daher ist das Reden und das Erzählen von Gott so wichtig. Menschen können und dürfen Glauben nicht messen. Kein Mensch weiß, ob ein anderer glaubt, also was Gott in diesem Menschen gewirkt hat.

Der zweite Schritt ist dann das, was der Mensch tut – und das kann man messen. Das kann man hören, sehen und zählen. Der Mensch kann und soll im Glauben leben. Der Glaube ist vom Geist geschenkt, der Mensch soll ein geistliches, ein spirituelles Leben leben. Man kann zählen, wie oft einer in den Gottesdienst geht, wie oft er das Wort Gottes bedenkt. Man kann sehen, wie sich einer am Sonntag verhält. Man kann fragen, wie oft jemand betet. Man sieht, ob sich jemand zur Gemeinde hält und in der Gemeinde engagiert und wie er in der Welt lebt. Zum Glauben gehört das Glaubensleben eines Menschen und das ist sichtbar. Das Handeln ist erkennbar. Glauben ist eine Lebensweise, eine Lebenshaltung, sie sich in Gottesliebe und Nächstenliebe zeigt. Glaube ist ein Geschenk, aber zum Glaubensleben muss man sich entscheiden und es tun (und dazu muss man sich manchmal auch durchkämpfen). Diese Handlungen sind die Antwort des Menschen auf Gottes Wirken. Glauben kann und muss man leben und bekennen.

Das Glaubensleben ist bedroht. Durch die Wissenschaft, durch schlechte Angewohnheiten, durch den Teufel, durch Zweifel, durch andere Religionen, Weltanschauungen und Ideologien. Zweifel gehört jedoch nicht nur zum Glauben, sondern zum menschlichen Leben. Auch die Atheisten zweifeln, ob es nicht wohl doch einen Gott gibt. Im Leben gibt es öfters Einbruchstellen des Glaubens. Glaubende sind oft schwach, aber Gott ist bei den Schwachen. Manchmal glauben auch andere für einen. In der Bibel gibt es einige wenige Hinweise, wo die einen für einen anderen glauben. Wer glaubt wird gerettet.

Glaube entwickelt sich. Kinder glauben anders an Gott und über Gott als Jugendliche, Jugendliche anders als junge Erwachsene, junge Erwachsene anders als alte Erwachsene, alte Erwachsene anders als Greise. Das ist gut und wunderbar. Das Leben im Glauben verändert den Glauben. Das Alter und das Älterwerden beeinflusst den Glauben.

Glaube ist durch Menschen nicht überprüfbar. Der glaubende Mensch entwickelt sich, er ist vor Gott nie ein Seiender, immer ein Werdender. Der Glaube ist nie fertig. Wenn man einen Menschen trifft, muss man immer erst einmal davon ausgehen, dass er glaubt. Erst wenn ein Mensch Gott verleugnet, beschimpft oder bekämpft kann man davon sprechen, dass er kein Glaubender ist. Auch Babys kann man nicht absprechen, dass sie glauben. So müssen wir wohl Psalm 8 verstehen.

Glauben ist keine Privatsache. Das sieht man gerade in der Diskussion um den Islam in unserem Land oder in der Diskussion um Scientology. Der Glaube beeinflusst das Handeln. Ich möchte schon gerne wissen, was ein Politiker von Gott denkt und wie sein Glaubensleben aussieht.

Die Jünger stehen vor Jesus und machen sich Sorgen um die Stärke ihres Glaubens. Sie haben gemerkt, dass Glaube wechselt und schwankt. Jesus redet daraufhin von dem Senfkorn. Glaube hat Macht. Glaubende erleben kleine und große Wunder. Auch ein kleiner Glaube hilft, ein kleiner Glaube der betet und arbeitet. Ein kleiner Glaube wächst. Aus dem winzigen Senfkorn wird ein großer Baum, in dem Vögel nisten.

Frank Rudolph