Jesus der Trommler
mit Takt und Rhythmus
Auf einem Kunstwerk aus Afrika sitzt Jesus in der Mitte einer Gruppe Menschen mit einer Trommel und trommelt. Die Menschen tanzen und sind fröhlich. Ich stelle mir fröhliche afrikanische Musik vor. Jesus gibt als Trommler den Takt vor. Er bestimmt denn Takt und den Rhythmus, er stiftet zur Freude und zum Tanz an. Unser Takt soll und darf im Rhythmus von Jesus mitschwingen.
Ein Rhythmus ist bestimmt von einem Takt, einem Grundschlag und von Pausen. Schlag und Ton, Pause und Akzent, Tempo und Qualität bestimmen das Muster. Dies gilt in der Musik, aber auch beim Sprechen. Poesie und Dramaturgie sind durch den Rhythmus und durch den Takt bestimmt.
Jesus ist ein Trommler, welchen Takt gibt er vor? Die Menschen auf dem afrikanischen Kunstwerk tanzen und singen. Es gibt aber auch andere Musik. In der Musik haben Walzer und Samba, Marsch und Tango ganz eigene Rhythmen. Trauermusik ist langsam und getragen. Der Geschmack ist unterschiedlich, aber wenn es groovt, wenn es swingt und wenn der Beat stimmt, dann gefällt das vielen.
Takt und Rhythmus gibt es auch im Leben. Es gibt biologische Rhythmen, immer wieder. Es gibt den Rhythmus des Jahres mit seinen Jahreszeiten. Es gibt den Rhythmus von Tag und Nacht, von hell und dunkel. Auch das Leben hat Ton und Pause, Tempo und Akzent. Der Lebensrhythmus wird bestimmt von Geburt und Tod, von Anfang und Ende, von Arbeit und Freizeit, von Leiden und Liebe, von Schmerz und Erfolg.
Jesus ist der Trommler, er sagt: „Folge mir nach„. Setze Fuß vor Fuß, mache Schritt für Schritt. Nimm den Rhythmus von mir auf. Geh mit mir, lebe mit mir, gehe in meinen Fußstapfen. Orientiere dich an meinen Leitplanken. Nimm mein Wort, das du in der Bibel liest, als ein Wort für dich und gründe dich darauf. Dieses Wort zeigt und weist, tröstet und ermutigt. „Folge mir„, der Melodie, dem Gesang und vertraue. Jesus ist der Trommler, er sagt: „Ich bin bei dir alle Tage„. Jesus, der Trommler, sagt: „Ich bin der Anfang und das Ende„.
Der Rhythmus der Kirche besteht im Kirchenjahr. Es geht mit dem 1. Advent los, dem Beginn des Kirchenjahres, und es endet am letzten Sonntag des Kirchenjahres, dem Ewigkeitssonntag. Dazwischen liegen Weihnachten und Ostern, Himmelfahrt und Pfingsten, Trinitatis und Buß- und Bettag. Bei vielen kirchlichen Festen des Lebens kommen der Rhythmus des Glaubens, des Lebens und der Kirche zusammen.
Jesus ist der Trommler, Gott der Taktgeber. Er ist der Schöpfer, er gab den Rhythmus des Atems, er hat ihn uns eingehaucht, dem Menschen blies er „in seine Nase den Lebensatem„ (1. Mose 2,7). Gott gab den Rhythmus des Herzens – er hat ihn in Gang gesetzt. Er gab den Geist der Energie und der Phantasie, des Trostes und der Hoffnung. Gott schuf den Rhythmus von Werktag und Ruhetag. Gott schuf den Rhythmus und er erhält den Rhythmus, er hat einen eigenen Rhythmus, sein Rhythmus schwingt auch nach dem Tod.
Oft gehen im Leben mehrere Rhythmen nebeneinander her und gleichzeitig einher. Der Takt der Liebe – gleichzeitig zum Takt des tristen Alltags. So geht auch der Takt des Glaubens oft neben dem Takt des Zweifels. Der Takt der Kirchengemeinde läuft nebem dem Takt der Anforderungen von Familie und Arbeit. Der Takt des Wochentages und des Wochenendes. Es gibt Musikstücke, da spielt die eine Hand einen Zweiertakt und die andere einen Dreiertakt. Das ist schwer. Jesus ist der Trommler, in seinem Takt sind wir dabei: „In dir ist Freude, in allem Leide.„
Frank Rudolph
Abgedruckt in: Miteinander. Gemeindebrief der Evangelischen Kirchdengemeinde Niederweidbach, Nr. 57, Juli-November 2010, 5-6.