Abgedruckt in: Miteinander. Gemeindebrief der Evangelischen Kirchengemeinde Niederweidbach Nr. 53, Dez. 2008 - Feb. 2009, 5-7.
Es ist gut, dass wir den Hagelschlagstag jedes Jahr feiern mit einem Gottesdienst. Das Unwetter von 1771 hat sich tief bei uns eingeprägt. Wir bitten am 2. September Gott Jahr für Jahr um Bewahrung vor Unwetter und Unheil. Aber eigentlich sind es hauptsächlich andere, die heute durch Unwetter und Naturkatastrophen bedroht sind. Und wir lösen durch unseren Lebenswandel deren Hagelschlag aus.
Die Unwetter bei uns werden in der Regel bewältigt, die Unwetter, die wir im Fernsehen zu sehen bekommen, sind schrecklicher. Im Zusammenhang mit dem Hagelschlagstag wird uns die globale, weltweite, und die ökumenische Verbundenheit mit den anderen Ländern und den Christinnen und Christen deutlich. Im Zusammenhang mit dem Hagelschlagstag wird uns deutlich, dass unser Lebensstil den Klimawandel bringt.
Unwetter und Klimawandel, das sind wichtige Themen heute. „Klimakatastrophe„ war das Wort des Jahres 2007. Die Welt ist ein Treibhaus. Wir produzieren zu viel Kohlendioxyd. Wir sind schuld daran, dass sich die Erde erwärmt.
2007 war der Klimagipfel auf Bali, die UN-Klimakonferenz hat einen Fahrplan gegen die Erderwärmung gesucht. Jeder Mensch ist da hinein verwoben. Wir in Deutschland produzieren im Jahr umgerechnet zehn Tonnen Kohlendioxyd. Das ist zu viel. Das macht die Erde kaputt. Im Jahr 2050 dürfen es nur noch zwei Tonnen sein. Wir in Deutschland müssen den Ausstoß von Kohlendioxyd verringern. Das betrifft unser Land, das betrifft die Wirtschaft und die Politik, das betrifft jede einzelne Person. Keiner will, dass das Klima aus den Fugen gerät, aber der CO2-Gehalt der Atmosphäre ist gegenwärtig höher als jemals in den letzten 650.000 Jahren der Erdgeschichte.
Es ist gut, dass wir am Hagelschlagstag um Verschonung beten. Der Hagelschlagstag erinnert uns Geschöpfe dadurch an Gott den Schöpfer. Geschöpf und Schöpfung sind verbunden.
Der Hagelschlagstag erinnert uns, dass Gott uns Menschen einen verantwortlichen Umgang mit der Schöpfung aufgetragen hat. Behandle die Natur ordentlich, die Pflanze, das Tier. Gehe mit dem Wasser sorgsam um und mit Rohstoffen. Vermeide Müll und spare Strom. Gerechtigkeit ist unser Auftrag, Frieden und Bewahrung der Schöpfung. Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung gehören ins eins zusammen.
Albert Schweitzer hat es mit der Bitte um „Ehrfurcht vor dem Leben„ ausgedrückt. Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will,„ so sagte er. Albert Schweitzer lebte in Europa und Afrika, er hatte als Pfarrer, Arzt und Musiker tiefe Einsicht in das Leben, in den Glauben und in die Schöpfung.
Einen Grund zur Resignation oder Fatalismus gibt es nicht, aber es gibt Gründe genug, zu handeln. „Schütze Gottes Schöpfung„, das ist eine Forderung an die Politik, an die Wirtschaft. „Schütze Gottes Schöpfung„, das ist auch eine Forderung an uns. Verbrauche weniger Energie mit dem Auto, verbrauche weniger Strom im Haus. Übernimm Verantwortung.
Ver-Antwort-Ung. Wir müssen Antwort geben, Antwort geben unseren Kindern und Enkeln. Wir müssen Gott eine Antwort geben. Wir müssen – vielleicht später – auch den Tieren und den Pflanzen eine Antwort geben. Der Mensch zerstört nicht nur seinen Lebensraum, sondern auch den Lebensraum der anderen Lebewesen. Zahlreiche Tiere sind schon ausgestorben, viele stehen kurz vor dem Aussterben.
Diese Schöpfung ist nicht alles, das lernen wir aus der Bibel. Eine neue Schöpfung Gottes wird kommen, das ist sein Versprechen. Ein neues Reich wird kommen, sein Reich. Eine neue Regierung wird kommen, er sitzt im Regimente. Diese Schöpfung ist nicht alles, aber sie Gottes Geschenk an uns und unsere Mitmenschen. Wir haben Verantwortung für sie. Wir wollen doch nicht, dass es anderswo einen Hagelschlagstag gibt, der Verwüstung, Hunger und Leiden bringt.
Frank Rudolph